Birgit Brandis ist Leiterin der Werkstatt Drucktechniken an der HFBK. Im November und Dezember 2015 widmete der Kunstverein Ulm ihr eine Einzelausstellung
Der Ausstellungsraum des Ulmer Kunstvereins im ersten Stock eines Hauses aus dem 16. Jahrhundert ist alles andere als ein white cube. Den Patriziern, die das Haus bauen ließen, diente er als Tanzsaal und manchmal auch als Fechthalle. Nach dem zweiten Weltkrieg war er der einzige noch erhaltene größere Saal in der zerstörten Ulmer Innenstadt, weshalb die ersten Lesungen, Konzerte und Vorträge der Ulmer Volkshochschule dort stattfanden, aus der dann später die berühmte Hochschule für Gestaltung hervorging. Seine Geschichte drängt sich nicht auf, aber die physische Dominanz des Raumes ist etwas, mit dem sich jeder der dort ausstellen will, auseinandersetzen muss. Birgit Brandis hat seine durch Säulen und Schnitzereien bedingte „Holzlastigkeit“ in die Konzeption ihrer Ausstellung mit einbezogen und den Raum damit quasi zum „Komplizen“ gemacht. Ihre Arbeiten, die sich zwischen Malerei, Druckgrafik, Skulptur und Zeichnung bewegen, können es sehr gut mit den räumlichen Gegebenheiten aufnehmen. Während sie in einer Ausstellung im Frühjahr in Reutlingen Hochdrucke präsentierte, die sich auf Papier eher luftig ausnehmen, zeigt Brandis nun in Ulm vor allem Tafelbilder, die ihrerseits eine beeindruckende körperliche und sinnliche Präsenz entfalten.
Birgit Brandis, geboren 1976 in Heidelberg, hat an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe bei Gustav Kluge studiert, der selbst wiederum an der HFBK Hamburg Malerei studiert hat. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Auseinandersetzung mit der Materie, die im künstlerischen Prozess eigene Eigenschaften mitbringt und so zum Mitspieler wird. Bei den Farbschüttungen auf dem Boden zum Beispiel, die als Reaktion auf den Raum zu verstehen sind. Es sind drei Farbinseln, entstanden durch Schüttung auf Folie und minimale Bewegung, die eine eigene Topografie im Raum bilden. Sie erinnern an die Schüttungen aus farbigem Latex, mit denen Lynda Benglis in den 1960er Jahren die Formlosigkeit der Farbmaterie vorzuführen suchte, wie Monika Wagner schreibti. Bei Benglis sei das aber auch eine Polemik gegenüber männlichen Kollegen wie Jackson Pollock gewesen, meint Brandis. Sie selbst versteht die Schüttungen, ganz frei von jeder anderen Absicht, als das Aufzeigen einer Möglichkeit. Der Raum interagiert direkt vor Ort mit der Farbe. Das Material, der Raum und die Künstlerin lassen gemeinsam das Bild entstehen. Die Flussrichtung der Farbe wird durch den Raum mitbestimmt, zugleich kann sie auch autonom agieren. Es ist eine entspannte Beziehung, das deutet schon der Titel „roll up the island and take it with you“ an: Nach dem Trocknen sind die Farbinseln Objekte, die man jederzeit aufrollen und mitnehmen könnte. (...)
Auszug aus "Lerchenfeld HFBK Hamburg Februar 2016" von Julia Mummenhoff
2010 Preisträgerin Grafikpreis der Griffelkunstvereinigung
seit 09/2013 Künstlerische Leitung der Druckwerkstätten HfbK Hamburg
2003 Meisterschülerin
1996-2002 Studium der freien Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Gustav Kluge
lebt und arbeitet in Hamburg
2015 Es war das Blau > Kunstverein Ulm
Papierstücke > Galerie Thron Reutlingen
2014 Birgit Brandis > Eröffnungsausstellung Oel-Früh Cabinet Hamburg
2012 Strata > Galerie Levy Hamburg
2011 diskrete Faltungen > Galerie Peter Zimmermann Mannheim
Kleinode > Galerie in der Stadtscheune Griffelkunst Otterndorf
2010 bilateria > Westwerk Hamburg mit Kathrin Haaßengier
Millefeuilles > Galerie Peter Zimmermann Mannheim
2009 schillerized > artagents gallery Hamburg
2006 Malereinstallation > Kunstraum Kleinhüningen Basel
2016 Internationaler Neujahrsempfang im Salon des Hauses Seepferdchen > Oel-Früh Residenz / Haus Seepferdchen
2015 Kunst am Bau Projekt > facebook Zentrale Hamburg
Birgit Brandis/ Susanne Hopmann > Oelfrüh
Residenz Hamburg
Velada Remix > Austauschprogramm mit Künstlern aus Venezuela und Hamburg
Cover > Selekta Studio 1
Super-B > Galerie Monarc Hamburg
2014 Die Welt ist Gans: Von A-Z > Galerie Melike Bilir Hamburg
Petersburger Salon > Blau – Zimmer für Kunst und andere Hamburg
outdoor > Galerie der Schlumper Hamburg
Nominierte Horst-Janssen Preis > Horst Janssen- Museum Oldenburg
2013 all dimensions in meter > Galerie Feinkunst Krüger
beyond grey > Künstlerhaus Sootbörn
mystique > Gruppenausstellung Magdeburg
8 Jahre > V8 Plattform für Kunst Karlsruhe
Betriebsausflug > 300 Hamburger Künstler in Leipzig
2011 shifting the everyday > Galerie Levy Berlin
Agora Inner Circle – Outer Space > Frappant Viktoria Kaserne Hamburg